„Das Auge ist der Punkt, in welchem Seele und Körper sich vermischen.“
Dieses Zitat von Christian Friedrich Hebbel beschreibt äußerst treffend, warum der Augenkontakt so wichtig ist, wenn man eine Verbindung (eine Conexión) zu seinem Gegenüber herstellen möchte. Salsa steckt voller Emotion und Lebensfreude und es ist die große Herausforderung beider Tanzenden genau das auf die Tanzfläche zu zaubern.
In den zahlreichen Kursen, die ich zwischenzeitlich besucht habe, zentriert sich alles sehr stark auf die Figuren des Salsa. Das ist richtig und wichtig, denn erst mit einem Grundrepertoire an Figuren kann dieser Tanz seine lebendige Natur entfalten. Was wäre Salsa ohne die Enchuflas, Cruzadas und Setentas dieser Welt?
Was aber nicht fehlen darf, ist das Zwischenmenschliche, denn letztlich ist der Tanz nur so lebendig, wie seine Protagonisten die Musik mit ihrer eigenen spontanen Choreographie interpretieren.
Es gibt viele Dinge, die beim Tanzen wichtig sind und ich werde in den kommenden Artikeln auf das eine oder andere eingehen. Heute möchte ich mich dem Augenkontakt widmen. Als eher introvertierter Mensch habe ich Hemmungen anderen Menschen, insbesondere Frauen, in die Augen zu sehen. Prinzipiell fängt das bei mir schon beim Auffordern der Dame meiner Wahl an und zieht sich dann wie ein roter Faden durch den gemeinsamen Tanz mit ihr.
Mir fällt es jedesmal sehr schwer jemanden — wenn auch nur kurz — anzusehen, und beim Tanzen wirkt sich diese Hemmung natürlich auch auf meine Partnerin aus. Meist sehe ich sie nur flüchtig an, lasse dann aber meinen Blick über die Tanzfläche und zu den anderen Paaren wandern. Im schlimmsten Fall ist es dann so, dass wir beide in unterschiedliche Richtungen sehen, was auf Außenstehende wahrscheinlich befremdlich und unharmonisch wirkt.
Das ist nicht Salsa!
Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr ärgere ich mich selbst darüber, und oft denke ich, was für ein ungehobelter Klotz ich doch bin. Um das grundlegend zu ändern, startete ich also mein Selbstdiagnoseprogramm und schnell spuckte es die ersten Ergebnisse aus:
Den Moment fühlen
Es ist wichtig in den Moment einzusteigen und ihn zu genießen, wenn man mit seinem Partner tanzt. Das war mir bei meinen ersten Tanzausflügen so nicht bewusst, trotzdem habe ich es am eigenen Leib erfahren wie es ist, wenn in einem kurzen Augenblick mein Blick abschweift und ich in Gedanken woanders weile: Ich verliere den Rhythmus und bin aus dem Takt. Das ist ziemlich blöd, vor allem wenn man seiner Tanzpartnerin sagen muss „Sorry, ich bin aus dem Takt.“ Das ist die beste Möglichkeit die Hälfte der tanzwilligen Frauen dazu zu bringen, nicht mehr mit dir zu tanzen.
Merke: Wenn du tanzt, sei mit 100% dabei und widme deiner Partnerin die volle Aufmerksamkeit … nicht zuletzt gehört das zu einer guten Erziehung und zeigt Respekt ihr gegenüber.
Natürlicher Augenkontakt
Zu wenig Augenkontakt könnte signalisieren, dass ich ein Desinteresse habe mit meiner Tanzpartnerin zu tanzen. Damit das aber nicht so endet, dass man die Frau mit Blicken durchbohrt, habe ich mir Folgendes überlegt:
Zunächst mal halte ich meinen Kopf immer in Richtung der Frau und drehe ihn möglichst nicht allzu weit ab. Zwischen den Figuren versuche ich ihren Blickkontakt aufzufangen bzw. beizubehalten, und untermale mit einem kleinen Lächeln. Wichtig: Natürliches, authentisches Lächeln! Das kommt ohnehin automatisch, wenn man Spaß mit der Frau hat. Tipp: Wenn du merkst, dass du ein „Joker“-Lächeln aufgesetzt hast, läuft etwas total schief. Sofort ändern!
Mit dem leichten Blickkontakt halte ich eine Verbindung zu meiner Tanzpartnerin und kann so auch feststellen, ob ihr etwas unangenehm ist. Beispielsweise erkenne ich schnell, ob sie eine bestimmte Figur bereits getanzt hat oder ob es etwas neues für sie ist, und kann dann meine Figurenwahl entsprechend anpassen. Dieser Blickkontakt ermöglicht es auch während des Tanzens ein paar schnelle Worte (z.B. „Du tanzt gut!“) auszutauschen, falls passend.
Mit ein wenig Übung hat man den Dreh schnell heraus und findet eine gute Mischung zwischen aufmerksam sein bzw. Interesse zeigen, denn wer einer Frau offen und mutig in die Augen schauen kann, strahlt Selbstvertrauen und Selbstsicherheit aus. Wenn aufgefordert, sind Tänzerinnen eher bereit mit jemanden zu tanzen, der einen starken und selbstbewußten Blick hat, statt mit jemanden, der bei jedem Augenkontakt schüchtern und unsicher wegschaut. Die Augen können ein starkes Mittel sein, um Vertrauen und Wohlbehagen zu erzeugen, und in extremen Fällen können sie auch eine starke Intimität zwischen den beiden Tanzenden vermitteln.
Absolutes „No-Go“: Während des Tanzens auf den Boden schauen. Jeder, der eine Frau zum Tanzen auffordern kann, kann (im Normalfall) auch geradeaus laufen und muss sich dabei nicht auf die eigenen Füße schauen. Das ist eine schlechte Angewohnheit, die sofort abgelegt werden muss und trennt die Super-Anfänger von den ambitionierten Anfängern.
Gratis Bonus-Tipp:
Nach dem Tanz gehört es sich, dass man sich bei der Frau bedankt. Das gehört zur Etiquette und ich empfehle wärmstens dieser zu folgen. Wenn eine Frau „Danke für diesen Tanz.“ zu dir sagt, sag auf keinen Fall „Gern geschehen.“ Salsa ist ein Gemeinschaftserlebnis und kein Gefallen, den dir jemand tut!
Picture credit: Paulo Philippidis • Creative Commons Attribution
Sehr treffend beschrieben und bringt es wirklich auf den Punkt.
Es macht Spaß deinen Blog zu lesen!
Sehr einfühlsam geschrieben….Du bist definitiv kein „ungehobelter Klotz“! 🙂
Danke Carmina! :-*
E.